Philosophische Gedanken über das Verreisen
Warum verreisen einige Menschen so gerne und andere wiederum gar nicht? Hat sich schon irgendjemand auf dieser schönen und wirklich sehenswerten Welt, eine derartige Frage gestellt?
Sie? Echt? Und was kam dabei heraus?
Ach, so: Ich kann Sie leider nicht hören. Wie es aussieht, muss ich mir die gestellte Frage wohl selber beantworten.
1. Der „Ach-wo-soll-es-denn-dieses-Jahr-hingehen?-Reisetyp“.
Wir alle kennen ihn. Gefürchtet sind sie, wenn wir selbst nicht wissen, wo wir dieses Jahr hinfahren sollen und noch gefürchteter, wenn wir beschließen dieses Jahr Urlaub auf Balkonien zu verbringen, da uns das Geld irgendwie ausgegangen ist. Oder wir etwas anderes damit vorhaben. Oder weil wir einfach einmal zu Hause bleiben möchten. In diesem Fall werden uns tieftraurige Blicke des Fragestellers treffen und wir werden achselzuckend und mit gesenktem Kopf von Dannen ziehen. Der „Ach-wo-soll-es-denn-dieses-Jahr-hingehen-Reisetyp“ ist jedoch nicht immer gefürchtet, sondern manchmal tatsächlich sehr beliebt. Vor allem dann, wenn man selbst noch nicht genau weiß, ob man einen Abenteuer- oder einen Wellness- oder einen Kultur- oder einen „richtigen“ Urlaub machen möchte. Da er sich bereits ausgiebig mit dem Reisethema auseinandergesetzt hat, kann er uns eventuell wertvolle Tipps geben und wir selbst müssen nicht Stunden vor dem PC verbringen und mit unserer besseren Hälfte Dauerdiskussionen führen.
2. Der „Wo-wart-ihr-denn-heuer?-Reisetyp“.
Diesem Typ geht es ausschließlich darum, seine Erfahrungen an alle seine Mitmenschen weiterzugeben, unabhängig davon, ob diese sich dafür interessieren oder nicht. Meistens handelt es sich um Menschen, die exklusive Reisen antreten, deren Destinationen möglichst weit weg sind, die ausschließlich in Hotels mit mindestens 4 Sternen residieren und die exorbitant teuer sind. Im Grunde genommen ist es diesem Artgenossen vollkommen egal, wo er seinen Urlaub verbringt. Es geht primär darum, DASS er auf Urlaub war und damit bei den Zuhörenden Staunen, Neid und Bewunderung auslöst. Diese Reisemotivation ist äußerst anregend für Smalltalks auf geselligen Zusammenkünften.
3. Der „Gourmet-Reisetyp“.
Diese Typen und „Typinnen“ kosten sich durch alle Restaurants, Bars, Kaffee- und Gasthäuser, Konditoreien, Bäckereien, Märkte, Buden, Kneipen und Stände. Sie wissen ganz genau, wo sich welche Gaststätte befindet und was sie wo gefuttert und getrunken haben und vor allem WIE es geschmeckt hat. Keine Antwort haben sie auf die Frage, was sie denn so alles gesehen und erlebt haben. Sehenswürdigkeiten interessieren sie nicht die Bohne. Kultur – was ist das? Kann man das essen? Aber beim Zuhören dieser „Reiseberichte“ ist vielleicht das eine oder andere Gericht zum Nachkochen und Ausprobieren dabei.
4. Der „Reisegruppen-Typ“.
Das Motto lautet: Nicht ohne meine Gruppe und meinen Reiseführer. Die Markenzeichen dieses Reisetypus sind: kurze Hosen, Socken, Sandalen, Bauchtaschen, Sonnenbrand, Sonnenhütchen und Fotoapparate oder Handykameras mit Selfiesticks. Derart ausgerüstet watschelt die uniforme Gruppe hinter einem Reiseführer oder einer Reiseführerin her, der/die zumeist einen bunten Sonnen- respektive Regenschirm (je nach Wetterlage) in die Höhe hält. Es ist anzunehmen, dass die Muskulatur des Schirm haltenden Armes ziemlich ausgeprägt ist.
Diese Spezies mag es gerne gesellig und feucht-fröhlich. Sie fühlt sich wohl und stark und sicher in der Gruppe und lernt ungeheuer viel über alte Steinhaufen und antike Bauwerke, über traditionelles Brauchtum und geschichtliche Hintergründe.
Zurück in der Heimat müssen sich Verwandte und Bekannte stundenlange Monologe anhören und mindestens tausend Fotos dazu ansehen.
5. Der „Peace, Love and Freedom-Reisetyp“.
Dieser Typ will: unabhängig sein, alles sehen und viel erleben. Freidenker, Freigeister und Alternative werden zu dieser Kategorie gezählt. Sie fallen auf, weil sie nicht auffallen wollen.
Meistens erkennt man sie hinter dem Steuer eines (alten) VW-Busses. Die gehobenere Klasse fährt ein Wohnmobil.
Motto: Früher mussten wir auch ein Hotel buchen.
Sie wirken hin und wieder durch ihre philosophisch-intellektuelle Lebensansicht leicht überheblich, doch sind sie zumeist geeignete Diskussionspartner und völlig harmlos.
Morgens wandern sie liebend gerne weiten Sandstränden entlang und des Nachts trifft man sie auf diversen kulturellen Veranstaltungen oder in verrauchten Jazz-Clubs. Häufig anzutreffen sind sie zudem auf bunten Musikfestivals.
Aber wie gesagt: Sie sind völlig ungefährlich (auch wenn sie bei Gelegenheit eine selbstgedrehte „Zigarette“ rauchen).
6. Der „Urlaub-am-Bauernhof-Reisetyp“.
….ist unsichtbar. Er will einfach nur seine Ruhe haben. Er passt sich den Gegebenheiten seiner Urlaubsdestination vollkommen an. Das ist seine Tarnung. Zumeist ergreifen Familien mit (kleinen) Kindern diese Urlaubsmöglichkeit.
Praktischerweise existieren auf den meisten Bauernhöfen sowohl Tiere, als auch Kinder, sodass man seine eigenen Bälger ohne Bedenken auch hin und wieder alleine lassen kann. Zum Dank dafür ergreifen gewissenhafte und rücksichtsvolle und dankbare Eltern beherzt die eine oder andere Heugabel oder einen Rechen, um den Bauersleuten bei der Heuernte unter die Arme zu greifen.
7. Der „All-inclusiv-Club-Reisetyp“.
….will einfach einmal im Jahr im Luxus schwelgen, ohne sich viel Gedanken darüber zu machen, wie viel etwas kostet. Er genießt seinen Longdrink an der Poolbar (Eltern können dabei einen Blick auf ihre, bei der Wasserrutsche befindlichen, Kinder werfen), erfreut sich an der schier unüberschaubaren Auswahl am Frühstücks- und Abendbuffet und ist einem (gratis) Gläschen in Ehren auch nicht abgeneigt. Für (Be)Spaß(ung) ist auch gesorgt und im geschützten Rahmen der Hotelanlage muss man sich nicht vor Terroranschlägen fürchten.
Vordergründig interessiert er sich für das Angebot innerhalb der exklusiven Hotelanlage und weniger für die Urlaubsdestination selbst.
Wenn der Urlaub vorüber ist, kennt er jeden Winkel, jede Ecke und jeden Mitarbeiter/jede Mitarbeiterin des Hotelkomplexes, worüber er dann ausführlich berichtet.
8. Der „Intellektuelle-Reisetyp“.
Erkennen kann man sie daran, dass sie für gewöhnlich sowohl einen nicht alltäglichen Reiseführer, als auch einen Collegeblock für etwaige Notizen mit sich führen (manchmal versteckt in einer schicken Ledertasche). Mit ihren interessiert-wissenden Mienen machen sie berühmte Plätze und Sehenswürdigkeiten unsicher, indem sie plötzlich und ohne Vorwarnung und ohne Rücksicht auf Verluste stehenbleiben und alles blockieren, was sonst noch so in der Hochsaison herumwuselt. Dabei bleiben sie beneidenswert stoisch und sehen sich in aller Ruhe um.
Sie finden sich nicht wieder?
ACHTUNG: 2024 bereits ausgebucht!
Falls es noch etwaige Reisetypen geben sollte, bin ich für die Vervollständigung der bisherigen Auflistung äußerst erfreut.
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